Geschäft

Tech-Elite ohne Rampenlicht: Die stillen Milliardäre hinter SAP, Paysafe & Co.

Wer an einflussreiche Tech-Milliardäre denkt, denkt an Gesichter. Elon Musk mit seinem Hang zur Provokation. Mark Zuckerberg mit seinen Metaverse-Visionen. Oder Jeff Bezos mit seinem Auftritt als Raumfahrtpionier. Doch nicht alle, die die digitale Welt mitgestalten, stehen im grellen Scheinwerferlicht. Es gibt Unternehmer, deren Ideen und Technologien täglich Milliarden Menschen erreichen – und die dennoch kaum jemand kennt.

Vier dieser Unternehmen sind SAP, Paysafecard, Logitech und Qualcomm. Ihre Gründer oder führenden Köpfe sind selten in Interviews, meiden Social Media und halten sich bewusst aus dem Tagesgeschehen heraus. Und dennoch: Ihr Einfluss ist gewaltig. Sie prägen Unternehmenssoftware, globale Zahlungsströme, Arbeitsplätze und ganze Industrien. Zeit, genauer hinzuschauen.

SAP – Europas Softwaregigant und seine nüchternen Vordenker

SAP ist einer der wenigen globalen Technologiekonzerne, die nicht aus den USA oder China stammen – sondern aus Deutschland. Gegründet wurde das Unternehmen 1972 von fünf ehemaligen IBM-Mitarbeitern, darunter Dietmar Hopp, Hasso Plattner und Claus Wellenreuther. Ihr Ziel: eine Standardsoftware für betriebswirtschaftliche Prozesse. Klingt trocken – war aber revolutionär.

Heute nutzen über 400.000 Unternehmen weltweit SAP-Lösungen. Ob Logistik, Buchhaltung oder Personalverwaltung – in vielen großen Betrieben läuft ohne SAP nichts. Trotz dieser Dominanz blieben die Gründer meist im Hintergrund. Dietmar Hopp wurde später durch sein Engagement im Fußball (TSG Hoffenheim) bekannt, doch medial hielt sich das Team immer bedeckt. Hasso Plattner engagierte sich vor allem in der Forschung und Wissenschaft, gründete das HPI in Potsdam und unterstützte zahlreiche Bildungsprojekte – leise, aber wirkungsvoll.

Paysafecard – Anonymität als Erfolgsmodell

Während Namen wie Elon Musk oder Jeff Bezos täglich durch die Medienlandschaft rauschen, ist von den Gründern von Paysafecard kaum etwas zu hören – obwohl ihr Produkt millionenfach genutzt wird. Bereits 2000 in Wien entwickelt, erlaubt Paysafe bis heute einfache, schnelle und vor allem anonyme Zahlungen im Internet. Besonders geschätzt wird das Prepaid-System bei Nutzern, die ihre Daten bewusst nicht überall preisgeben wollen – etwa bei sensiblen Diensten oder im Unterhaltungsbereich.

Wer beispielsweise in einem Online Casino mit Paysafe einzahlen möchte, benötigt kein Bankkonto und bleibt datentechnisch weitgehend unauffällig. Die Transaktion funktioniert über einen 16-stelligen PIN-Code, der an Verkaufsstellen erworben werden kann. Diese Einfachheit hat Paysafe zu einem weltweiten Erfolg gemacht – auch ohne große Marketing- oder Personal-Inszenierung.

Die ursprünglichen Gründer – Michael Müller, Armin Sageder und Kollegen – zogen sich relativ früh zurück. Heute ist Paysafe Teil einer größeren Unternehmensgruppe, doch die Grundidee hat sich nicht verändert: maximale Diskretion und Nutzerkontrolle. Gerade in Zeiten, in denen digitale Zahlungen oft mit Datenweitergabe verbunden sind, wirkt das Prinzip Paysafe fast schon rebellisch.

Logitech – Innovation aus der Schweiz, ganz ohne Lärm

Kaum ein Haushalt ohne Maus, Tastatur oder Webcam von Logitech. Das Unternehmen mit Sitz in Lausanne und operativem Hauptquartier im kalifornischen Silicon Valley produziert Peripheriegeräte, die im Alltag unverzichtbar geworden sind – und das seit den frühen 1980er Jahren. Einer der Mitgründer, Daniel Borel, gilt als Visionär, der Technik mit Design und Nutzerfreundlichkeit kombinieren wollte – lange bevor Apple das zur Marke machte.

Borel ist ein gutes Beispiel für die stille Tech-Elite. Statt in Talkshows aufzutreten oder auf Konferenzen das große Wort zu führen, konzentrierte er sich auf das Produkt. Unter seiner Führung entwickelte sich Logitech zu einem globalen Unternehmen mit Milliardenumsatz. Die Firma ist bis heute ein Innovationsmotor für Büro-, Gaming- und Konferenztechnik – und blieb dabei erstaunlich bodenständig.

Auch Boréls Vermögen – Schätzungen zufolge im mittleren dreistelligen Millionenbereich – wurde nie zur Schau gestellt. Er investierte in Bildung und Start-ups, setzte sich für den Klimaschutz ein und trat nur punktuell öffentlich auf. Ein Mann, der zeigte, dass technologische Relevanz nicht mit Selbstdarstellung einhergehen muss.

Qualcomm – Milliarden durch Mobilfunk, kaum einer kennt die Gesichter

Wer ein Smartphone besitzt, nutzt mit hoher Wahrscheinlichkeit täglich Technologie von Qualcomm – ob bewusst oder nicht. Der US-amerikanische Konzern ist einer der weltweit wichtigsten Chiphersteller für Mobilfunk und drahtlose Kommunikation. Besonders durch die Entwicklung von CDMA- und später 5G-Technologien wurde Qualcomm zur Schaltzentrale der mobilen Welt.

Gegründet wurde das Unternehmen 1985 unter anderem von Irwin Jacobs, einem Elektrotechnikprofessor, der als brillanter Denker gilt, aber kaum öffentliche Präsenz zeigte. Auch sein Sohn, Paul Jacobs, der später das Unternehmen leitete, blieb im Vergleich zu anderen Tech-CEOs auffallend zurückhaltend. Keine Skandale, keine Twitter-Duelle – nur Technik, Patente, Forschung.

Dabei ist Qualcomm eines der profitabelsten Unternehmen der Branche. Allein durch Lizenzgebühren an Hersteller wie Samsung, Apple oder Xiaomi fließen jedes Jahr Milliarden. Die Zahl der Patente, die auf Qualcomm zurückgehen, geht in die Tausende. Ohne diese Entwicklungen gäbe es viele moderne Kommunikationsformen in der heutigen Form wohl nicht.

Was uns diese Geschichten lehren

Es braucht nicht immer einen Elon Musk, um die Welt zu verändern. Die Gründer von SAP, Paysafecard, Logitech und Qualcomm haben bewiesen, dass Zurückhaltung kein Nachteil sein muss – im Gegenteil. Viele von ihnen blieben privat, engagierten sich lokal oder investierten in Bildung und Gesundheit, statt in PR-Kampagnen.

Ihr Einfluss ist dennoch enorm: Sie verändern, wie wir arbeiten, bezahlen, kommunizieren – Tag für Tag. Vielleicht ist gerade das das Faszinierende: Wie viel Macht Menschen ausüben können, ohne auf den Titelseiten zu stehen. Und wie stiller Erfolg manchmal nachhaltiger wirkt als jeder große Auftritt.

Mehr Lesen: susanne wieseler krebserkrankung

Related Articles

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Back to top button